Obwohl er enorme CO2-Emissionen verursacht, ist dieser Baustoff in fast allen Gebäuden in Deutschland zu finden. Die Rede ist von Stahlbeton. Die Hauptursache dafür ist der Betonbestandteil Zement, bei dessen Herstellung ein großer Teil des weltweiten CO2-Ausstoßes entsteht.
Wenn wir in Zukunft klimafreundlicher bauen wollen, müssen wir perspektivisch alternative Baustoffe einsetzen. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Wir können anstelle des Betons natürliche Materialien wie etwa Holz oder Naturstein einsetzen – oder auf synthetisch hergestellte Baustoffe zurückgreifen.
Kommen wir zunächst zu den natürlichen Baustoffen: Holz gilt als einer der beliebtesten Baustoffe, da es für ein angenehmes Raumklima sorgt. Die Tatsache, dass Holz nachwächst, reicht jedoch nicht aus, um daraus einen emissionsarmen Baustoff zu machen – plant man nachhaltig mit Holz zu bauen, so ist es notwendig, darauf zu achten, dass es sich um zertifiziertes Holz aus heimischen Wäldern handelt. Nur wenn vermieden wird, dass das Holz etwa aus Naturschutzgebieten im Ausland stammt und durch die halbe Welt transportiert wird, kann man bei Holz von einem CO2-armen Baustoff sprechen.
Wer mit Lehm baut, braucht einen erfahrenen Partner
Ein ebenso beliebter Baustoff ist Lehm – genauso wie Holz sorgt er für ein sehr angenehmes Raumklima und lässt sich relativ energiearm herstellen. Wer beim Bau eines Gebäudes Lehm einsetzen will, sollte jedoch einen erfahrenen Lehmbauer als Partner wählen, da es sich um einen empfindlichen Baustoff handelt. Nur so wird eine ideale Zusammensetzung der einzelnen Stoffe, aus denen Lehm gemacht wird, gewährleistet. Zudem bieten Fachunternehmen für bestimmte Bereiche Lehm auch in Kombination mit Zusatzstoffen an – beispielsweise um dämmende Eigenschaften zu erhalten.
Natursteine leiten Wärme gut
Ein weiterer spannender Baustoff mit einer niedrigen Energiebilanz sind Natursteine. Sie gelten als langlebig, schadstofffrei und können komplett recycelt werden. Häuser, die aus Natursteinen gebaut sind, haben einen besonderen Charme. Natursteine müssen zwar zunächst abgebaut und bearbeitet werden, im Vergleich zur Herstellung von Baubeton entstehen dabei jedoch relativ wenig CO2-Emissionen. Das vielseitige Material kann Wärme lange speichern und gut weiterleiten – wer eine Fußbodenheizung plant, kann diese Eigenschaft zu diesem Zweck gut nutzen. Wichtig zu beachten ist, dass Grundrisse sich bei einem Gebäude aus Natursteinen nur schwer anpassen lassen. Sie eignen sich daher als Baumaterial ausschließlich für Immobilien, die langfristig geplant und deren Innenaufteilung für alle Jahre festgelegt werden kann.
Synthetische Alternativen zu Stahlbeton
Wer nach einer Alternative zu Stahlbeton sucht, kann je nach Art des Bauprojekts auch über synthetisch hergestellte Baustoffe nachdenken. Dazu gehört beispielsweise Hanfbeton, für dessen Herstellung sehr wenig Energie notwendig ist und der sogar die Eigenschaft hat, CO2 zu binden. Ein weiterer Vorteil von Hanfbeton ist, dass dieser als Baustoff Feuchtigkeit absorbiert sowie gut isolierend und schallabsorbierend wirkt. Neben den guten Eigenschaften gibt es natürlich auch Herausforderungen, die bei dessen Verwendung bewältigt werden müssen: Die Druckfestigkeit von Hanfbeton ist nicht mit der von Stahlbeton vergleichbar – idealerweise wird der Baustoff daher in Verbindung mit einer Stützkonstruktion, beispielsweise aus Holz, verwendet.
Geopolymerbeton gilt als druckbeständig
Geopolymerbeton ist eine weitere synthetische Alternative zu Stahlbeton. Der Baustoff besteht aus industriellen Nebenprodukten wie Asche, Reishülsen, Schlacke oder Silikatstaub sowie alkalischen Flüssigkeiten zum Binden und somit überwiegend aus sekundären Rohstoffen. Dadurch fallen bei der Herstellung etwa 90 Prozent weniger CO2-Emissionen an als bei der Herstellung von Stahlbeton. Im Gegensatz zu Hanfbeton verfügt Geopolymerbeton über eine hohe Druckfestigkeit – doch wer damit bauen will, sollte sich einen erfahrenen Partner aussuchen, da der Baustoff sich anders verhält als Stahlbeton.
Baustoff aus Pilzmyzel bietet neue Gestaltungsmöglichkeiten
Die vermutlich spannendste Alternative zu Stahlbeton ist ein Baustoff, der aus Pilzen besteht.
Um mit Pilzen zu bauen, werden die Wurzelfäden des Pilzes, auch Hyphen genannt, genutzt, die sich miteinander verflechten und das Myzel bilden.
Das Myzel kann mithilfe des Sonnenlichts und eines Cyanobakteriums, das Wasser und CO2 in Sauerstoff und Nahrung für den Organismus umwandelt, mit natürlichen Materialien verbunden werden. Dazu können beispielsweise Holzspäne, aber auch Lebensmittelabfälle genutzt werden.
Mit der Zeit wächst aus dem Pilzgemisch eine dichte, schwammähnliche Struktur. Diese lässt sich daraufhin in eine Form füllen, um weiter zusammenzuwachsen, und so entsteht ein bemerkenswert druckfester Baustoff. Das Abtöten der Pilzstruktur, um die Pilze schließlich als Baumaterial verwenden zu können, lässt sich mit einem Backprozess vergleichen, der den Pilz austrocknet und verhindert, dass das Myzel weiterwächst.
Das Besondere daran: Der Baustoff aus Pilz kann quasi in jede beliebige vorgefertigte Form hineinwachsen, was architektonisch ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten zulässt. Zwar kommt der Baustoff aus Pilz in puncto Druckfestigkeit noch nicht an Stahlbeton heran, doch immerhin ist es Forschern bereits gelungen, daraus Schallschutzwände herzustellen.
Betrachtet man die alternativen Baustoffe, die es bislang gibt, so wird klar, dass Stahlbeton in vielen Bereichen noch nicht ersetzbar ist. Dort, wo es möglich ist, Alternativen einzusetzen, sollten Architekten und Projektentwickler sich jedoch trauen, neue Wege zu gehen. Und für jene Bereiche, in denen wir nicht auf die Eigenschaften des Stahlbetons verzichten können, sollte vermehrt recycelter Beton zum Einsatz kommen, denn dieser bietet fast dieselbe Druckfestigkeit wie klassischer Stahlbeton und ist deutlich nachhaltiger.