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Baustoff der Zukunft – mit Pilzen bauen

By 23. Februar 2022März 21st, 2022No Comments
Baustoff der Zukunft – mit Pilzen bauen

Mit Pilzen bauen – funktioniert das wirklich?

Unserer Erde gehen die Rohstoffe aus. Gerade die Bauwirtschaft bedient sich vieler endlicher Ressourcen, insbesondere der Baustoffe Sand und Kies. Und mit einer Fortsetzung des Baubooms werden sich die aktuell bestehenden Probleme noch weiter verschärfen. Zudem wird beim Brennen von Ziegeln eine große Menge CO2 frei. Selbst nachwachsende Materialien wie Holz werden infolge der stetig steigenden Nachfrage immer knapper. Dass der Bausektor einen neuen Weg einschlagen und neue Technologien entwickeln muss, ist längst unstrittig. Nur so kann es gelingen, einen positiven Beitrag zum Erreichen der Klimaziele zu leisten.

Ein Baustoff, der Ingenieure schon länger beschäftigt, überrascht auf den ersten Blick. Es handelt sich um Pilze. Mit ihnen verbindet der Laie in der Regel Schimmel, so dass es fast absurd klingt, sie als Baustoff in Erwägung zu ziehen.
Beim Bauen mit Pilzen ist der sichtbare Teil des Pilzes, der sogenannte Fruchtkörper, allerdings nicht zu gebrauchen. Forscher interessieren sich vielmehr für die Wurzelfäden oder auch Hyphen. Diese verflechten sich und bilden das Myzelium beziehungsweise Myzel. Das Myzel wächst mithilfe des Sonnenlichts und eines Cyanobakteriums, das Wasser und CO2 in Sauerstoff und Nahrung für den Organismus umwandelt, mit natürlichen Materialien zusammen. Hierzu zählen etwa Holzspäne, aber auch Lebensmittelabfälle. So wachsen die Flechten und werden mit der Zeit immer fester. Das Abtöten der Pilzstruktur, um die Pilze schließlich als Baumaterial verwenden zu können, lässt sich mit einem Backprozess vergleichen, der den Pilz austrocknet und verhindert, dass das Myzel weiterwächst.

Mit der Zeit wächst aus einem Pilz eine dichte, schwammähnliche Struktur. Diese lässt sich in der Folge in eine beliebige Form füllen, um weiter zusammenwachsen. Am Ende des Prozesses ist auf diese Weise ein außergewöhnlich druckfester und stabiler Baustoff entstanden, der zudem selbst gewachsen ist und nichts weiter als natürliche Nährstoffe sowie Sonnenlicht benötigt. Zwar sind mineralische und metallische Elemente noch deutlich belastbarer, jedoch erzielen Forscher weiter große Fortschritte. So können Pilze inzwischen nicht nur Ziegel und Beton ersetzen, sondern auch Plastikelemente im Schallschutz. Denkbar ist außerdem, dass Pilze die konventionellen Polyesterschaumstoffe ersetzen. Erste Designer haben bereits Schallschutzplatten aus Myzel-Materialien für Böden und Wände entwickelt.

Fakt ist: Die Bauindustrie muss auch hierbei zum Innovationstreiber werden. Alternative Baustoffe bieten sich hierfür geradezu an. Die Forschung an Baustoffen wie Pilzen ist daher unabdingbar. Selbst die NASA hat erkannt, dass sich Myzel-Materialien für den Bau von Gebäuden auf dem Mond und dem Mars eignet. Und einen weiteren Vorteil bringen die Pilz-Baustoffe mit sich: Sie sind recycelbar. In Zeiten, in denen allenthalben von endlichen Ressourcen die Rede ist, lässt sich der Wert eines neu entdeckten kreislauffähigen Stoffs gar nicht hoch genug einschätzen.