Im Spannungsfeld zwischen Denkmalschutz und Nachhaltigkeit eröffnen sich faszinierende Möglichkeiten. Die Integration alter Bausubstanz in moderne, nachhaltige Konzepte ermöglicht es, die kulturelle Vergangenheit zu bewahren und gleichzeitig zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln.
In den 1960er- und 1970er-Jahren führte eine massive Neubauwelle dazu, dass viele alte Gebäude insbesondere in den Innenstädten weichen mussten. Was nicht bereits durch den Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, wurde oft im Zuge der Modernisierung abgerissen. Der Denkmalschutz entstand als eine Reaktion auf diese Entwicklung und legte strenge Vorgaben zum Erhalt historischer Bausubstanz fest.
Baudenkmäler tragen maßgeblich zur Formung und zum Ausdruck der Kultur- und Stadtgeschichte bei und sind einzigartige Zeugen vergangener Tage. Sie sind Gebäude, die unsere Identität prägen und Zeugnis ablegen von der Zeit, in der sie entstanden sind. Ob sie aus der Gründerzeit stammen, aus Backstein erbaut oder Bauwerke der Nachkriegsmoderne sind, sie prägen das Stadtbild, schaffen verschiedene Epochen reflektierende Ensembles und formen die Kulturlandschaft. Ihre Erhaltung hat nicht nur kulturellen, sondern auch ökologischen Wert: Durch die Nutzung bestehender Gebäude können erhebliche Mengen an Ressourcen eingespart werden, die sonst für Neubauten erforderlich wären.
Doch wie kann eine nachhaltige Modernisierung unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes gelingen? Es geht vor allem darum, neue Technologien und Prinzipien der Nachhaltigkeit behutsam in die bestehende Gebäudesubstanz zu integrieren. Dazu zählen zum Beispiel verbesserte Dämmtechniken und der Einsatz erneuerbarer Energien, die den Energiebedarf drastisch reduzieren. In der Tat liegt eine Herausforderung bei der Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden oft in der Bewahrung der historischen Fassade, während gleichzeitig gegenwärtige Standards, wie eine moderne Dämmung, implementiert werden müssen.
Die Denkmalschutzbehörde spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Sie hat ein großes Mitspracherecht bei Veränderungen, die die Fassade oder die Raumaufteilung betreffen. Wenn umfangreiche Änderungen geplant sind, liegt es in der Hand dieser Behörde, zu entscheiden, ob diese den Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht werden und sie diese genehmigt.
Die Behörde ist sich jedoch auch bewusst, dass Gebäude im Laufe der Zeit modernisiert werden müssen, um den heutigen Wohnstandards gerecht zu werden und sie für eine langfristige Nutzung zu erhalten. Daher besteht die Kunst darin, einen Ausgleich zu finden zwischen dem Erhalt des historischen Charakters des Bauwerks und der Notwendigkeit, es an heutige Anforderungen anzupassen.
Durch die gekonnte Verknüpfung von alter Bausubstanz und modernen Ansprüchen entstehen Gebäude, die nicht nur energieeffizient und umweltfreundlich, sondern auch zukunftssicher sind. Das erfordert kreative und maßgeschneiderte Lösungen, die sowohl die Integrität des Denkmals als auch den Komfort und die Energieeffizienz zeitgemäßer Gebäude gewährleisten, sowie eben auch eine enge Zusammenarbeit mit der zuständigen Denkmalschutzbehörde.
Die gelungene Umsetzung von Neuem in Altes zeigt das Projekt „track16“ der DKW AG in Hannover. Dort wird das altehrwürdige Bahngebäude zwischen Königsstraße und Schiffsgraben revitalisiert. Der denkmalgeschützte Altbau wird indes um hochmoderne, flexible und nachhaltige Neubauelemente ergänzt. In diesem Neubau werden Einheiten bis zu 6.100 Quadratmeter Nutzfläche entstehen, hinzu kommen rund 1.500 Quadratmeter Fläche im Altbau mit historischer Fassade. Durch den Erhalt der alten Gebäudestruktur wird eine große Menge an CO2 weiterhin gebunden. Durch diese Kombination aus Neu- und Altbau gelingt es der DKW AG, ihren eigenen ökologischen Ansprüchen gerecht zu werden.