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Deutschland und die Energieautarkie: Noch scheitert es bei Photovoltaik an der Einspeisevergütung

By 11. April 2023No Comments
Deutschland und die Energieautarkie

Beim Konzept der Energieautarkie geht es um eine dezentrale Energiebereitstellung anstelle einer zentralen Energieversorgung durch großtechnische Anlagen. Diese Energieversorgung „nahe am Endverbraucher“ wird in Zukunft immer größere Bedeutung erlangen, macht sie doch Privatleute ebenso wie Unternehmen unabhängig von fossilen und damit umweltschädlichen Energieträgern, die zu alledem noch aus politisch zumindest unsicheren Ländern importiert werden müssen. Obendrein macht sie Endverbraucher auch unabhängig von den unter Umständen stark schwankenden Preisen lokaler Energieversorger. Benötigt eine Immobilie keine Stromzufuhr von externen Quellen, spricht man von einem energieautarken Haus.

Gebäude können mithilfe von Photovoltaikanlagen (PV) ihren gesamten Energiebedarf oder einen Teil davon decken. Wurden die Anlagen clever eingerichtet, genügend Solarzellen installiert und gibt es genügend Sonnenstunden, ist es sogar möglich, mehr Energie zu erzeugen, als das eigene Haus benötigt. Der Überschuss kann entweder mithilfe für Zeiten, in denen die Anlagen weniger Energie erzeugen, gespeichert oder aber in das öffentliche Netz eingespeist werden. Dafür erhalten Privatleute und Unternehmen eine sogenannte Einspeisevergütung. Wird nur der überschüssige Strom eingespeist, spricht man von Überschusseinspeisung, und von Volleinspeisung, wenn die komplette erzeugte Energie in das Netz eingespeist wird.

Das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)
Alles, was diese Einspeisung und die Tarife für die Vergütung betrifft, ist im sogenannten Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geregelt. Wie viel Geld ein Verbraucher erhält, hängt demnach „ab von der Energiequelle, der Größe der Anlage, den eingesetzten Technologien, dem Anwendungsbereich und vom Zeitpunkt der Inbetriebnahme“. Die Vergütung wird 20 Jahre lang nach Inbetriebnahme der PV-Anlagen ausgezahlt. Der Satz, der zu diesem Zeitpunkt galt, sinkt jedoch pro Jahr um ein bis zwei Prozent.

Dieses Gesetz hat die Bundesregierung erst vergangenen Sommer überarbeitet. Zu den wichtigen Änderungen im EEG 2023 gehört unter anderem, dass die Einspeisevergütung zum ersten Mal seit Langem wieder erhöht wurde, speziell für Anlagen mit Volleinspeisung. Zudem fällt eine Begrenzung weg, die die Einspeisung vorher auf 70 Prozent des erzeugten Stroms limitiert hatte. Auch fallen mit Inkrafttreten des neuen Gesetzes die Umsatz- und Einkommensteuer auf die Einspeisevergütung weg. Der Grund für diese Anpassungen: Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, dass bis 2030 mindestens 80 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energien stammen soll.

Das energieautarke Haus
Zu unterscheiden ist bei einem energieautarken Haus, ob es wirklich autark oder nur bilanziell autark ist: Ist ein Gebäude nur bilanziell energieautark, ist es von der externen Versorgung nicht automatisch unabhängig. Denn eine Photovoltaikanlage erzeugt im Sommer üblicherweise einen Überschuss an Energie, während im Winter eher zu wenig Energie erzeugt wird, um das Haus zu versorgen. Diese saisonale Lücke zwischen Energieerzeugung und Spitzenbedarf muss in der Regel ein externer Energieversorger ausgleichen. Wärme- und Stromspeicher können dabei helfen, dass keine erzeugte Energie verloren geht und der Überschuss in den dunkleren Monaten genutzt werden kann.

Die deutschen und europäischen Gesetzgeber haben sich hohe Ziele gesetzt: Seit 2021 dürfen nach EU-Vorgaben alle Neubauten nahezu keine Emissionen mehr ausstoßen, während in Deutschland auch alle bestehenden Gebäude bis 2050 beinahe klimaneutral sein sollen. Ziele, die ohne einen flächendeckenden Einsatz erneuerbarer Energien nicht zu erreichen sind. Noch besser als ein Null-Energiehaus ist ein Plus-Energie-Haus. Ein solches Haus produziert mehr Energie, als es benötigt. Der zusätzliche Strom kann etwa verwendet werden, um das Elektroauto aufzuladen, oder aber in das Stromnetz eingespeist werden. Solche Häuser gibt es bereits in Deutschland, es sind aber noch vergleichsweise wenige.

Lohnt sich die Einspeisevergütung?
Wer mehr Energie erzeugt, als er verwenden und speichern kann, kann diese in das öffentliche Netz einspeisen. Dafür erhält er eine Einspeisevergütung, deren Höhe, wie bereits erwähnt, im EEG geregelt und mit den Änderungen im Sommer 2022 erhöht worden ist. Der genaue Satz hängt von der Größe der PV-Anlage ab: Anlagen mit einer Leistung von bis zu zehn Kilowatt-Peak (kWp) erhalten derzeit 8,2 Cent pro Kilowattstunde, Anlagen mit einer höheren Leistung bekommen 7,1 Cent pro Kilowattstunde. Trotz dieser Erhöhung und obwohl die Einnahmen aus der Einspeisevergütung nicht mehr versteuert werden müssen, lohnt sich die Einspeisung für Endverbraucher kaum.

Das macht ein Blick auf den marktüblichen Strompreis deutlich: Für aus einer Solaranlage eingespeisten Strom erhalten Verbraucher höchstens etwas mehr als acht Cent. Für Strom aus dem öffentlichen Netz zahlt man hingegen gut und gerne 35 Cent pro Kilowattstunde – oder auch mehr. Bei diesen Konditionen und den stets schwankenden Strompreisen sind Besitzer von PV-Anlagen gut beraten, möglichst den kompletten selbst erzeugten Strom auch selbst zu verbrauchen und überschüssigen Strom mit einem Stromspeicher für sonnenarme Monate vorzuhalten.

Energieautarkie bei der DKW AG – für unsere Projekte selbstverständlich
Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um die Energiewende voranzutreiben. Für die DKW AG ist ein Fokus auf ESG-Faktoren und speziell erneuerbare Energien längst eine Selbstverständlichkeit. Auch Energieautarkie ist ein Ziel, um das wir uns mit unseren Projekten stets bemühen. Bei Projekten wie dem „Merkant“ in Wiesbaden, „track 16“ in Hannover und „The Stacks“ in Offenbach gehören Photovoltaik, extensive Begrünung und Strom für E-Mobilität selbstverständlich dazu. Zudem streben wir stets eine DGNB-Zertifizierung in Gold an. In Hannover entwickeln wir zudem die „Eilerswerke“. Mit Photovoltaikflächen, begrünten Dächern, Bienenkörben und einem geschlossenen Wasserkreislauf mit Regenrückhalteanlagen und natürlicher Versickerung entsteht dort eines der nachhaltigsten Quartiere der Stadt.