Wenn über Entsorgung nachgedacht wird, denken die meisten Menschen zunächst einmal an kleinere Dinge: Hausabfall, Glasflaschen oder vielleicht Elektrogeräte. Gebäude haben die wenigsten auf der Agenda – sogar unter Akteuren der Immobilienwirtschaft wird in der Nachhaltigkeitsdebatte noch zu wenig über das Thema Entsorgung gesprochen.
Wenn ein Haus abgerissen wird, geht es nicht nur um nicht mehr benötigte Baustoffe, sondern auch um die Energie, die bei deren Produktion verwendet wurde. Und es wäre schade, diese Energie zu verschwenden: Indem wir Bauabfälle recyceln und beim Bau neuer oder alter Immobilien wiederverwenden, können wir vermeiden, dass neue Baustoffe in energieintensiven Verfahren hergestellt werden müssen und auf diese Weise einen beachtlichen Teil des CO2-Emissionen, die auf den Immobiliensektor entfallen, einsparen. Denn Studien zufolge entstehen etwa 45 Prozent der Emissionen eines Gebäudes bei dessen Bau – auch graue Energie genannt.
Noch umweltfreundlicher ist es, wenn Gebäude gar nicht erst abgerissen werden. Zwar eignen sich nicht alle in die Jahre gekommenen Immobilien dazu, zukunftsfähig umgebaut zu werden. Doch für diese Fälle haben Projektplaner und Architekten längst individuelle und passende Verfahren entwickelt. So kann etwa manchmal die alte Gebäudehülle bestehen bleiben und als Dämmung genutzt werden, nur ein Teil des Gebäudes stehen bleiben oder schlicht zusätzlich das Altmaterial wiederverwendet werden. Der Kreativität, und das gilt auch im Innenausbau, sind kaum Grenzen gesetzt. Muss mit neuen Baustoffen geplant werden, so lohnt sich ein Blick auf innovative nachwachsende Baustoffe. Forscher der Universität Kassel forschen beispielsweise bereits an Innenwänden aus einem Baustoff, der aus Pilzen hergestellt wird.
Immobilie sollte Nutzer zur Vermeidung von Abfall anregen
Green Leases – also Mietverträge, in denen die Mieter und Mieterinnen dazu verpflichtet werden, nachhaltig zu handeln, können eine Grundlage sein, um unnötigen Müll zu vermeiden. Doch letztendlich ist ein Gebäude, das so konzipiert ist, dass es die Nutzer und Nutzerinnen ohne Druck dazu animiert, umweltbewusst zu leben und ihre Energie aus – bestenfalls gebäudeeigenen – erneuerbaren Energiequellen zu beziehen, das beste Mittel, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Dazu kann gehören, E-Ladestationen für Kraftfahrzeuge und Fahrräder bereitzustellen, in sanitären Anlagen und in der Gastronomie recycelbares Material zu verwenden – beispielsweise Geschirr, das wieder abgegeben und weiter verwendet werden kann, oder waschbare Stoffhandtücher anstatt Papiertüchern, die nach einmaligem Gebrauch weggeworfen werden.
Es kommt auf die Details an, und so landen wir auch wieder bei den kleinen Abfällen: Auch eine sinnvolle Mülltrennung gehört dazu. Der Gang zu den Außentonnen sollte ebenso sinnvoll konzipiert sein wie der Weg in die dazugehörige Grünanlage und selbstverständlich so ansprechend wie möglich gestaltet werden – heruntergekommene Hinterhöfe laden schließlich nicht dazu ein, sich mit dem Thema der nachhaltigen Entsorgung auseinanderzusetzen.
Ein Projekt der DKW KapitalWert AG, das beispielhaft für die Wiederverwertung des alten Gebäudematerials steht, ist das track16 an der Königstraße in Hannover. Das städtebauliche Ensemble entsteht aus einer denkmalgeschützten Jugendstilvilla sowie einem modernen Neubaukörper. Beim Rückbau der Immobilie und beim Anbau am denkmalgeschützten Gebäude wird besonderer Wert auf die Wiederverwendbarkeit und Recyclingfähigkeit sowie die fachgerechte und umweltschonende Entsorgung der Abbruchmaterialien gelegt. Es wird eine DGNB Rückbauzertifizierung in Gold angestrebt.