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Publikationen

Gute Lagen bleiben ein knappes Gut

By 3. März 2021Juli 26th, 2021No Comments

In den vergangenen Monaten hat man immer häufiger eine Nachricht gelesen: Die Menschen ziehen ins Umland, die Büros gehen in die Randlagen.

Die These dabei war klar – Covid-19 hat den Menschen zweierlei gezeigt: Erstens, wie wichtig ein eigener Garten ist. Und zweitens, dass das tägliche Pendeln in die Innenstädte, um zu arbeiten, sich kaum lohnt. Wie auch, wenn Restaurants, Geschäfte, Kinos, Fitnesscenter, Bars, Friseure und alles andere geschlossen hatte. Das klingt auf den ersten Blick überzeugend, ist es aber bei genauerer Betrachtung ganz und gar nicht.

Wenn es tatsächlich eine Stadtflucht beim Thema Wohnen und eine Toplagenflucht beim Thema Büro gäbe, müsste es in beiden Assetklassen eine sinkende Nachfrage und entsprechend steigende Leerstände geben. Gerade dies ist aber nicht der Fall. Die Innenstadtlagen sind weiterhin sehr begehrt, und die Entscheidungen der Menschen, in die Vororte zu ziehen, bzw. der Unternehmen, Bürostandorte an den Rändern und in ehemaligen Industriegebieten ins Visier zu nehmen, hat nur mit einem zu tun: dem knappen Gut guter Lagen.

Für Büroflächen zählt – insbesondere, weil im Jahr 2020 aufgrund der Pandemie viele Anmietentscheidungen verschoben werden mussten – die klassische Leerstandsquote, die für alle deutschen Metropolen weiterhin bei unter fünf Prozent liegt. Das heißt: Leerstand ist im Gewerbebereich keineswegs großflächig vorhanden, von dem man für gewöhnlich ab zehn Prozent aufwärts spricht. Vielmehr hat die Neuvermietung eine kleine Verschnaufpause eingelegt, was in einem angespannten Markt für alle Beteiligten zu begrüßen ist. Explodierende Preise für Gewerbeflächen sind ein trügerisches Überhitzungsanzeichen, wie man das etwa in Berlin aus den 1990er Jahren kennt. Nach der Wende hatten die Büropreise in Berlin kurzzeitig Frankfurt überholt, um dann umso stärker abzustürzen. Die Folge waren Pleiten und Konkurse bei vielen privaten wie halbprofessionellen Investoren.

Die weiterhin hohe Nachfrage nach guten innerstädtischen Lagen bedeutet für das Bürosegment mit Blick auf die kommenden Jahre, dass die Wahl des innerstädtischen Standorts nichts an seiner Bedeutung eingebüßt hat, im Gegenteil. Es ist davon auszugehen, dass etwaige Korrekturen infolge des Gewerbeimmobilienzyklus zu einer weiteren Stärkung guter Lagen und einer Abschwächung der Ränder führen wird.