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Recycling, Upcycling und darüber hinaus: Wieso Entwickler beim Bauen schon an die Entsorgung denken müssen

By 22. Februar 2023No Comments
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Viel zu häufig noch wird im Bauwesen nach dem linearen Muster verfahren: Bau – Abriss – Neubau. Dieses Geschäftsmodell ist mittlerweile nicht nur zu teuer geworden, es ist auch für die Umwelt nicht länger tragbar. Die Ressourcen auf unserem Planeten sind nicht in unbegrenzter Menge vorhanden und der Klimawandel schreitet schließlich unentwegt voran – auch in Deutschland sind dessen Auswirkungen in den vergangenen Jahren deutlich spürbar geworden. Der Abriss eines Gebäudes, das nicht baufällig ist oder aus anderen Gründen eine Gefahr für Leib und Leben darstellt, sollte für die Immobilienbranche im Jahr 2023 nur das allerletzte Mittel sein. Wir müssen uns von einer Abriss- und Neubau- zu einer Umbaukultur wandeln.

Von der Linie hin zum Kreis
Egal ob Circular Economy, Cradle to Cradle oder Urban Mining – es gibt verschiedene Methoden, um alte Bausubstanz einem neuen Zweck zuzuführen. Egal für welchen Ansatz sich Entwickler und Bauherren entscheiden, essenziell ist, dass möglichst wenige neue Rohstoffe verbraucht werden und bestehende Bausubstanz nicht verschwendet, sprich abgerissen und weggeworfen, wird. Solche Optionen sind inzwischen nicht nur häufig günstiger, es lassen sich auch große Mengen CO2-Emissionen vermeiden. Diese Methoden haben auch zum Ziel, die sogenannte graue Energie nach Möglichkeit zu erhalten – also all jene Energie, die zum Bau des Gebäudes ursprünglich einmal aufgewendet wurde. Diese Energie wird bei einem Abriss komplett zunichte gemacht – was wir uns auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen nicht länger leisten können.

Mittels moderner Methoden und Maschinen lassen sich aus bestehenden Gebäuden Materialien wiedergewinnen. Diese können dann neu verwendet werden – im Idealfall noch auf derselben Baustelle, damit die Emissionen für den Abtransport alter und Antransport neuer Baustoffe entfallen. Die Vorteile sind eindeutig, zumal in der aktuellen Marktlage: Wenn zumindest ein Teil der benötigten Baumaterialien schon vor Ort ist, müssen weniger neue Baustoffe gekauft werden und die Gefahr eines Materialengpasses verringert sich.

Rückbau und Sanierung statt Neubau
Was ist die Alternative, wenn ein Haus nach Möglichkeit stehen bleiben soll? Ein Objekt kann bis auf den Kern rückgebaut und dann saniert werden. Damit das möglich ist, muss das bestehende Gerüst selbstverständlich statisch geprüft werden. Doch wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, ist eine Sanierung oft nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoller. Die alte Faustregel, dass sich eine Sanierung im Vergleich zu einem Neubau häufig nicht lohnt, muss im Jahr 2023 hinterfragt werden. Nicht nur sind die Kosten für Baustoffe und Energie enorm gestiegen, immer öfter müssen sich Bauherren auch fragen, ob benötigtes Material rechtzeitig auf der Baustelle eintrifft – wenn überhaupt.

Das schafft ganz neue Anreize: So lohnt es sich immer mehr, auf das Wiederverwerten und Aufwerten alter Bausubstanz – das Re- und Upcycling – zu setzen. Die gesparten Emissionen helfen nicht nur der Umwelt. Möglichst emissionsarm zu bauen, wird für Entwickler bald auch wirtschaftlich unvermeidbar sein. Ganz abgesehen davon, dass der Gesetzgeber hier in Zukunft ein deutlich strengeres Maß ansetzen wird. Schon jetzt die eigenen Emissionen zu reduzieren, wird sich vor allem dann auszahlen, wenn auf Bundes- und EU-Ebene auch die bereits erwähnte graue Energie in die CO2-Bilanz einer Immobilie einfließen sollte. Unternehmen sollten sich auf solch strenge Regulierungen besser früher als später einstellen – damit sie den gesetzlichen Vorgaben nicht hinterherhinken, sondern schon einen Schritt voraus sind.

Maximaler Nutzen aus dem Abriss
Trotz aller Mühen und besten Kalkulationen führt manchmal kein Weg an einem Abriss vorbei. Doch auch dann gibt es Möglichkeiten, die Verschwendung wertvoller Bausubstanz zu vermeiden – oder zumindest zu reduzieren. Frei nach dem Motto: Bauschutt ist zu schade, um ihn wegzuwerfen. Entsprechende moderne Anlagen vorausgesetzt, kann das gewonnene Material immer noch zum Auffüllen von Kellergruben oder für Straßenbelag verwendet werden – selbst dann, wenn es sonst zu nichts mehr taugt. Im Tiefbau ist eine solche Vorgehensweise schon lange üblich.

Auch Beton – in der Produktion einer der schlimmsten Stoffe für die Klimabilanz – kann heutzutage recycelt werden. Dieses Wiederverwerten beginnt schon im Kleinen. So können statt Kies oder Splitt sogenannte rezyklierte Gesteinskörnungen für die Betongewinnung eingesetzt werden. Auch entsteht bei der Herstellung immer ein wenig Restbeton, der zusammen mit dem aufgewendeten Wasser wiederaufbereitet wird, um die vorhandenen Ressourcen möglichst effizient zu verwenden. Aber auch der bei einem Abbruch gewonnene Altbeton kann auf diesem Wege einem neuen Verwendungszweck zugeführt werden. Leider sind solche Ansätze in Deutschland bisher die Ausnahme – es fehlt an der nötigen Bereitschaft, sowohl vonseiten der Immobilienbranche als auch vonseiten der Politik.

Beim Planen schon an den Abriss denken
Egal ob ein Gebäude saniert, erweitert oder – wenn alle Stricke reißen – abgerissen wird: Die Kosten für diese Arbeiten entscheiden sich schon in den allerersten Planungen. Mit Blick auf die Zukunft zu bauen, bedeutet daher nicht nur, modernste Materialien und Technologien zu verwenden. Stattdessen muss der vorausschauende Entwickler schon von den ersten Planungsskizzen an den Ab- oder Umbau denken.

Schon einzelne Entscheidungen beim Bau können weitreichende Folgen für den Abbau haben. Was, wenn etwa bei der Dämmung auf Stoffe gesetzt wurde, die zwar günstig in der Anschaffung waren und dem Gebäude eine hervorragende Wärmebilanz geben – diese Materialien aber in der Entsorgung einen regelrechten Albtraum darstellen? Wenn der Abriss aufwendig und teuer ist, wurden beim Bau die falschen Entscheidungen getroffen – ein Fehler, den kluge Unternehmer vermeiden sollten.

Die DKW AG macht es vor: das Projekt „track 16“ in Hannover
Wird alte Bausubstanz abgetragen, wiederverwendet und ein bestehendes Gebäude saniert, lässt sich alten Objekten neues Leben einhauchen. Auch die DKW AG versteht es, Altes mit Neuem zu verbinden – und so bestehende Werte zu erhalten und gleichzeitig neue Werte zu erschaffen. Bestes Beispiel für diesen Ansatz ist das Projekt „track 16“ in Hannover.

Im Rahmen dieses Projekts wird das altehrwürdige Bahngebäude zwischen der Königstraße und dem Schiffgraben wieder zu neuem Leben erweckt. Der denkmalgeschützte Altbau wird saniert und nur wenige Meter entfernt entsteht ein hochmoderner, nachhaltiger und flexibler Neubau für Büro- und Gewerbeflächen – das alles im Herzen von Hannover. Fertiggestellt werden beide Objekte mit zusammen 10.653 Quadratmetern Bruttogrundfläche voraussichtlich im dritten Quartal 2025. Nicht nur Neubau und Sanierung sollen eine DGNB-Zertifizierung in der Kategorie Gold erhalten: Auch für sämtliche Abbrucharbeiten wird eine DGNB-Rückbauzertifizierung in Gold angestrebt.