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Recyclingbeton – eine nachhaltige Lösung im Bausektor?

By 11. Januar 2022No Comments
Recyclingbeton

Dass der Neubau eine der CO2-intensivsten Tätigkeiten in der Immobilienbranche ist, ist keine neue Erkenntnis. Ein Großteil der Emissionen entfällt dabei nicht auf den Gebäudebau selbst, sondern in Form „grauer Energie“ auf die Baustoffherstellung – gerade die Betonherstellung gilt vielen als Sünde in der nachhaltigen Bauwirtschaft. Denn neben der energieintensiven Herstellung ist ein immer knapper werdender Rohstoff für die Betonproduktion unerlässlich: Sand. Eine Lösung, um der Knappheit entgegenzuwirken, Ressourcen einzusparen und den Gebäudebau nachhaltiger zu gestalten, ist die Wiederaufbereitung von Beton. Sogenannter Recyclingbeton oder RC-Beton kann in Zukunft dazu beitragen, die Emissionsmenge zu senken und weniger Ressourcen zu verbrauchen. Bei der Herstellung von Recyclingbeton wird gebrochener Naturstein oder auf natürliche Weise entstandener Kies und Sand durch aufbereiteten Bauschutt, also Beton nach Abbruch von alten Gebäuden, ersetzt. Insbesondere in Zeiten, in denen Nachhaltigkeitsaspekten immer größere Beachtung zukommt, erscheint es sinnvoll, diesen Baustoff näher zu betrachten. Welchen Mehrwert bietet Recyclingbeton? Wo sind die Grenzen für den Bau mit wiederaufbereiteten Materialien? Bauen mit Recyclingbeton – funktioniert das wirklich?

Die gute Nachricht vorweg: Schon heute wird viel Altbeton aufbereitet und dem Kreislauf nach dem Gebäudeabriss wieder zugeführt. Wurde Abrissbeton früher noch schlicht auf Deponien entsorgt, wird er heutzutage häufig im Straßenbau als Untergrund aufgeschüttet. Der Bauschutt kann aber auch Kies und Sand in der Produktion von Frischbeton ersetzen und so wieder im Hoch- und Tiefbau eingesetzt werden. Der Bauschutt wird dafür aufbereitet und als rezykliertes Gesteinsgut der Betonmischung zugeführt. Experten in der Betonwirtschaft beziffern das Einsparpotenzial bezüglich natürlicher Rohstoffe auf bis zu 15 Prozent. Ebenso werden bei der Herstellung von RC-Beton bis zu 66 Prozent weniger Energie als bei der traditionellen Herstellungsweise verbraucht. Darüber hinaus werden inzwischen sogar Verfahren entwickelt, bei denen CO2 verflüssigt und dem Recyclingbeton zugeführt wird, das Gas wird auf diese Weise dauerhaft in der Mischung gespeichert. Die CO2-Schleuder Beton soll so in einen CO2-Speicher verwandelt werden. Im Übrigen muss der umweltfreundlichere RC-Beton nicht teurer sein.

Recyclingbeton ist also unbestritten in der Lage, die CO2-Emissionen in der Bauwirtschaft zu reduzieren. Warum also wird er nicht flächendeckend eingesetzt? Zum einen haftet RC-Beton ein negatives Image an: Oftmals wird bezweifelt, dass der Baustoff die Qualität des regulären Betons bietet. Hinterfragt wird dabei in der Regel, ob der gleiche Grad an Festigkeit und Durabilität erreicht werden kann. Dabei ergaben Prüfungen wiederholt, dass keine qualitativen Unterschiede zwischen herkömmlichem und RC-Beton bestehen. Die Betonwirtschaft setzt sich deshalb dafür ein, den RC-Beton vor allem als ressourcenschonend zu vermarkten, um ihm so ein besseres Image zu verpassen. Aber auch gesetzliche Normen stellen eine Hürde dar. In Deutschland dürfen lediglich Recyclingsteine und kein Recyclingsand beim Hausbau verbaut werden. Außerdem dürfen höchstens 45 Prozent der Rohstoffe ausgetauscht werden. In der Schweiz hingegen darf der komplette Sand- beziehungsweise Kiesanteil ersetzt werden.

Fazit: Recyclingbeton ist hervorragend dazu geeignet, die Emissionen beim Gebäudebau zu senken und die Betonproduktion klimafreundlicher zu gestalten. Da sich qualitativ keine Unterschiede zeigen und es inzwischen auch wirtschaftlich sinnvoll ist, den Baustoff herzustellen, wird er sich auf lange Sicht durchsetzen. Er muss lediglich besser vermarktet werden und eine höhere Akzeptanz unter Bauherren erreichen.