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Upcycling statt Recycling

By 2. August 2023No Comments
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In Zeiten, in denen Nachhaltigkeit und Umweltschutz immer stärker in den Fokus rücken, sucht die Baubranche nach innovativen Wegen, um verantwortungsbewusster mit Ressourcen umzugehen. Neben etablierten Ansätzen wie dem Recycling zeigt sich ein vielversprechender neuer Weg, der nicht nur ressourcenschonend ist, sondern auch die Kreativität beflügelt: Upcycling. Doch wie kann die Aufwertung von Abfallmaterial in der Gebäudewirtschaft aussehen? In diesem Blogbeitrag wollen wir die Möglichkeiten des Upcyclings im Baugewerbe und seine Vorteile erklären und Lösungen für ungenutzte Gebäude aufzeigen.

Recycling vs. Upcycling
Beim Recycling von Gebäuden oder Bauteilen geht es darum, Materialien und Ressourcen aus alten oder nicht mehr benötigten Strukturen, also Abfallprodukten, zu gewinnen und erneut als Sekundärrohstoff zu verwenden. Hierbei werden die Materialien meistens zerkleinert, sortiert und gereinigt, um sie dann in neuen Bauprojekten einzusetzen. Ein typisches Beispiel für das Recycling von Gebäuden ist der Abbruch eines alten Gebäudes, bei dem Baumaterialien wie Beton, Metalle oder Holz wiedergewonnen werden, um in anderen Bauprojekten verwendet zu werden. Recycling ist zweifellos ein wichtiger Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit im Baugewerbe, da es die Menge an Abfall reduziert und den Bedarf an neuen Ressourcen verringert.

Im Gegensatz zum Recycling geht Upcycling im Baugewerbe noch einen Schritt weiter. Es bedeutet nicht nur, einzelne Materialien wieder zu verwerten, sondern auch, bestehende Strukturen auf kreative und innovative Art und Weise umzugestalten und aufzuwerten. Beim Upcycling werden Bauteile oder ganze Gebäude so umgewandelt, dass sie eine völlig neue Funktion oder Ästhetik erhalten, ohne dabei ihre ursprüngliche Identität zu verlieren. Anstatt bestehende Gebäude komplett auseinanderzunehmen und einzelne Teile an einer anderen Baustelle einzusetzen, bleibt beim Upcycling meist die Grundstruktur des Gebäudes erhalten. Beim Upcycling wird kreativ und sorgfältig geprüft, welche Möglichkeiten die bestehenden Ressourcen bieten und welche Wiedernutzung der ursprünglichen Identität des Gebäudes gerecht würde. Upcycling ermöglicht es uns, nicht nur nachhaltiger zu bauen, sondern auch Geschichte und Charakter vergangener Zeiten in unsere modernen Lebensräume einzubringen. Es ist eine spannende Möglichkeit, die kreative Freiheit und den umweltbewussten Ansatz im Baugewerbe zu vereinen und damit eine nachhaltigere, individuellere und faszinierende Zukunft für unsere Gebäude zu gestalten.

Nachhaltige Transformation: Upcycling – Ressourcenschonende Kreativität im Baugewerbe
Gewaltige 65 Prozent aller Abfälle sind auf die Bauwirtschaft zurückzuführen. Anstatt Materialien zu entsorgen und neue Rohstoffe zu gewinnen, werden beim Upcycling vorhandene Bauteile und Gebäude genutzt, um neue Projekte zu entwickeln. Dadurch wird der Bedarf an neuen Materialien reduziert und der ökologische Fußabdruck erheblich verringert.

Ein weiterer Aspekt ist die kreative Gestaltungsfreiheit, die das Upcycling mit sich bringt. Alte Gebäude und Materialien werden nicht einfach ersetzt, sondern bekommen eine neue Funktion und Ästhetik. Dies ermöglicht es Architekten und Designern, einzigartige und individuelle Projekte zu verwirklichen, die eine authentische Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft schaffen. Die charakteristischen Merkmale und Geschichten vergangener Zeiten werden bewahrt und mit modernen Elementen kombiniert, was zu inspirierenden und originellen Bauprojekten führt.

Zusätzlich trägt das Upcycling zur Schaffung von vielfältigen und lebendigen Stadtvierteln bei. Statt homogener Gebäudestrukturen entstehen durch Upcycling-Projekte lebendige und facettenreiche Stadtlandschaften. Historische Gebäude, die in moderne Wohn- oder Gewerberäume umgewandelt werden, verleihen den Stadtvierteln einen einzigartigen Charme und eine besondere Atmosphäre.

Neben den ökologischen und gestalterischen Vorteilen bietet das Upcycling auch wirtschaftliche Anreize. Die Wiederverwendung und Umgestaltung vorhandener Materialien kann kosteneffizienter sein als der Neubau von Grund auf. Dies ist insbesondere für Projekte mit begrenztem Budget oder knappen Ressourcen von großer Bedeutung. Zudem können Upcycling-Projekte neue Geschäftsmöglichkeiten schaffen, indem sie den Markt für nachhaltige Bauprojekte erweitern und innovative Ideen fördern.

Beispielprojekt
Einige talentierte Architektinnen und Architekten haben bereits die Herausforderung des Upcyclings von Gebäuden angenommen und erstaunliche Konzepte entwickelt.

So entsteht derzeit in direkter Nähe zur Hamburger HafenCity der Hammerbrooklyn.DigitalCampus. Hier schaffen Politik, Privatwirtschaft und Wirtschaftswissenschaft einen Ort für Forschung, Austausch und Zukunftsmodelle. Das Herzstück, der Digitalpavillon, vereint Co-Working- und Co-Creation-Spaces sowie Auditorium und „Townhall“. Das Konzept: Der ehemalige US-Pavillon der Expo 2015 wird in seiner Funktion und Ästhetik bedeutend aufgewertet. Transparente Glaswände und energieeffiziente Technik schaffen eine inspirierende Arbeitsumgebung. Der Hammerbrooklyn.DigitalCampus zeigt eindrucksvoll, wie Innovation und Nachhaltigkeit im Einklang eine greifbare Zukunft schaffen können.

Lösungsmöglichkeiten für die Umnutzung von Beständen
Die Umnutzung von Gebäuden ist eine faszinierende Möglichkeit, die Vorzüge bestehender Strukturen zu bewahren und gleichzeitig eine nachhaltige und innovative Zukunft zu gestalten. Historische Fabrikgebäude können zu modernen Loftwohnungen umgewandelt werden, während leerstehende Kirchen das Potenzial haben, zu lebendigen Kultur- und Veranstaltungszentren zu werden. Alte Schulgebäude bieten Platz für individuelle Wohnungen oder Büros, während industrielle Silos eine einzigartige Grundlage für Wohnhäuser mit atemberaubenden Ausblicken bieten. Verlassene Bahnhofsgebäude können zu lebendigen Einkaufszentren oder kulturellen Treffpunkten werden, und umgewandelte Wassertürme bieten Möglichkeiten für Aussichtsplattformen oder Cafés mit beeindruckenden Panoramablicken. Alte Klöster bieten eine ruhige und inspirierende Umgebung für Hotels oder Seminarzentren, während leerstehende Kaufhäuser sich gut für moderne Co-Working-Spaces eignen. Alte Kasernenanlagen bieten Potenzial für charakterstarke Wohn- oder Kulturquartiere, und stillgelegte Flughafenterminals bieten den Platz, der für den Bau großer Veranstaltungsorte benötigt wird.

Insgesamt trägt das Upcycling von Gebäuden dazu bei, eine nachhaltigere und ressourcenschonende Bauweise zu fördern, die die Umweltbelastung reduziert und gleichzeitig kreative und einzigartige Lebensräume schafft. Die breite Palette von Vorteilen macht Upcycling zu einem vielversprechenden Ansatz, der das Potenzial hat, die Zukunft der Branche maßgeblich zu beeinflussen und nachhaltiges Bauen zu einem Standard zu machen.