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Vauban in Freiburg – Vorbild für nachhaltige Quartiere?

By 29. Juni 2022Juli 4th, 2022No Comments
Nachhaltige Quartiere

Seit mehr als 20 Jahren sorgt der Stadtteil Vauban am südlichen Rand Freiburgs weltweit für Schlagzeilen. Auf dem ehemaligen Kasernengelände entstand nach dem Abzug der französischen Soldaten im Jahre 1992 auf einer Fläche von 38 Hektar ein ökologisches Vorzeigeprojekt. Auch heute setzt das nachhaltige Musterviertel, in dem rund 5.500 Menschen leben, noch Maßstäbe: kompakte, gut gedämmte Häuser, kurze Wege, viele Spielstraßen und eine hohe Lebensqualität. Zentraler Baustein der Verkehrsplanung ist dabei eine möglichst autofreie Mobilität – ganz ohne Autos geht es aber auch in Vauban nicht.

Mobilität – autoreduziert, aber nicht autofrei

Wie in allen Ballungsgebieten ist die Mobilität eines der zentralen Themen für die Stadtplanung und die Menschen vor Ort. Anders als in anderen Städten wird in Vauban allerdings kein absolut autofreies Konzept verfolgt. Das Ziel ist zwar ein möglichst autoreduzierter Stadtteil – gänzlich verbannt wurden Autos jedoch nicht. In Vauban setzt man neben der guten Nahversorgung auf mehrere Maßnahmen, die dazu beitragen, dass viele Bewohner gar kein Auto besitzen. Zum einen gibt es ein Tempolimit von 30 km/h im gesamten Quartier. Zum anderen ist das Parken nur in einigen wenigen Straßen erlaubt – grundsätzlich müssen die Einwohner ihre Autos, sofern überhaupt vorhanden, in einer von zwei Quartiersgaragen am Rande des Viertels abstellen. Besitzer eines Autos sind verpflichtet, einen der rund 470 Stellplätze in einer der Garagen zu kaufen. Für Besucher gibt es zusätzlich ca. 200 Parkplätze entlang einiger weniger Straßen im Quartier.

Ein wichtiger Teil des Verkehrskonzepts ist darüber hinaus die gute Anbindung des Stadtteils an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Neben der Straßenbahn gibt es zwei städtische und eine regionale Buslinie, die ein schnelles Erreichen der Freiburger Innenstadt ermöglichen. Außerdem ist das Fuß- und Radwegenetz sehr gut ausgebaut und das Mobilitätskonzept wird von Carsharing-Angeboten ergänzt.

Quartier mit Vorbildcharakter

All das führt dazu, dass es zwar Autos in Vauban gibt, die Autodichte in dem Quartier jedoch deutlich geringer ist als im Rest der Stadt. Es ist gelungen, die Bedürfnisse der Bürger, die hin und wieder auf ein Auto angewiesen sind, mit einer nachhaltigen Mobilitätswende zu verbinden. Das ganzheitliche Mobilitätskonzept sorgt für Akzeptanz auf allen Seiten und verhindert eine Art Kulturkampf zwischen Autofahrern und Nicht-Autofahrern, wie dies in anderen Städten zu beobachten ist. Am Ende profitieren alle im Viertel von einer höheren Lebensqualität durch weniger Verkehrslärm, eine geringere Schadstoffbelastung und sichere Straßen – vor allem für Kinder und Senioren. Kurze Wege machen die Nutzung von Autos unnötig – Nahversorgung, Schulen, Kindergärten sowie Freizeit- und Spielflächen – alles ist fußläufig erreichbar.

Auch Architektur ökologisch geprägt

Die Architektur in Vauban genügt ebenfalls hohen ökologischen Ansprüchen. In dem Quartier ist eine Niedrigenergiebauweise verpflichtend. Die meisten Gebäude sind in Passiv- oder sogar Plusenergiebauweise gebaut – der Einsatz von Solartechnik ist meist Standard. Darüber hinaus gibt es in dem Stadtteil ausschließlich Mehrfamilienhäuser, um den Flächenverbrauch gering zu halten, und auch die Begrünung von Flächen, Dächern und Hausfassaden spielt eine wichtige Rolle.

Für nachhaltige Projekte lohnt sich definitiv ein Blick in den Süden Freiburgs. In Vauban wurde aktiv eine Mobilitätswende gestaltet, welche die Bedürfnisse der Menschen in den Blick nimmt. Ohne eine pauschale Verteufelung des Individualverkehrs wurde das geschafft, woran so viele Initiativen für mehr Nachhaltigkeit verzweifeln: eine Versöhnung aller Interessen.